Ekkehard v.Braunmühl,
Walramstr.8, 65183 Wiesbaden, 0611-405300
15.
6. 1996
Kopien dieses
Briefes gehen, aus finanziellen Gründen, nur an
wenige Zaungäste, unter ihnen:
Peter E. Kalb
(Beltz Verlag), Dr. Hubertus von Schoenebeck (FMK),
Meta Sell (K.R.Ä.T.Z.Ä.), Hans Weingartz
(kid), Annette Böhm, Michael von Braunmühl,
Prof. Marianne Gronemeyer, Prof. Wolfgang Hinte, Dr.
Hermann Krekeler, Prof. Otmar Preuß, Dieter
Schneider, Bernd Sensenschmidt, Bertrand Stern,
Christiane Gräfin Stolberg.
Lieber Chr.
(Dein Name ist
abgekürzt, weil ich nicht weiß, ob Du damit
einverstanden bist, hier so vor Zaungästen auf Deine
Diplomarbeit angesprochen zu werden.)
Mitte Februar
1996 warst Du so freundlich, mir Deine
erziehungswissenschaftliche Diplomarbeit
zuzuschicken. In dieser Arbeit vergleichst Du
"Antipädagogik nach Ekkehard von
Braunmühl" mit "Antipädagogik nach
Hubertus von Schoenebeck" (und gehst auch auf die
päd. Kritik an beiden ein).
Ich habe Dir am
29.2.96 (2 Seiten handschriftlich) gedankt, u.a.
dafür, daß Du mir "die Augen geöffnet"
hast; Du hast Dich am 5.3.96 (dito) nochmals
dazu bekannt, "mit H.v.S.s Gedanken zu
sympathisieren", obwohl sie "etwas
Schizophrenes" haben bzw. "ein
'schizophrenes Moment'" enthalten. Am
Schluß hast Du ernsthaft behauptet, Du hieltest
meine ("Deine") "Antipädagogik für
bestimmte Menschen für attraktiv und vorteilhaft,
die von H.v.S. für andere Menschentypen. Und
natürlich die Erziehungsideologie für wiederum
andere Typen."
Jetzt habe ich
mehr als drei Monate darüber nachgedacht, was mir an
dieser Formulierung und Deiner ganzen Arbeit
gleichzeitig so wichtig/wahr und so
unbegreiflich/ungeheuerlich vorkommt. Nun glaube ich,
den Zusammenhang zu durchschauen; jedenfalls unter
einem bestimmten Aspekt, der zugleich vieles
erklärt, was ich in den letzten Jahren einfach nicht
verstehen konnte. (Zum Beispiel die Stagnation der
"anti(psycho)pädagogischen Aufklärung"
trotz meiner intensiven Weiterarbeit.) Ich schreibe
hier einfach mal auf, was ich mit Deiner Hilfe
verstanden habe.
Ich nehme zur
Kenntnis (habe erkannt), daß Du den
Schoenebeck'-schen Subjektivierungswahn (den in
Wirklichkeit Max Stirner vorgekaut hat) nicht
durchschaust, obwohl er Dich zwingt, zwei
Antipädagogiken und die Erziehungsideologie auf
derselben Ebene nebeneinanderzustellen. (So wird aus
der Antipädagogik eine Alternativpädagogik.
Probiere das mal mit
Antifaschismus/Alternativfaschismus.) Doch ist dies
nicht mein zentraler Punkt. Der betrifft HvSchs
und meine "Antipädagogik". Ich werde Dir
(und den Zaungästen) in diesem Brief beweisen
und bitte Dich (und sie) um Bestätigung oder
Gegenargumente , daß HvSchs
"antipädagogische Lebensphilosophie" nach
allgemein (bislang auch von HvSch und Dir)
anerkannten Regeln der Logik nicht beanspruchen kann,
auf derselben Ebene wie die in dem gleichnamigen Buch
von mir begründete "Antipädagogik" zu
stehen, schon gar nicht als gleichwertig. Deine
Aussage betr. "attraktiv und vorteilhaft"
ist einerseits eine Trivialität a la "Die
Geschmäcker sind verschieden", dient aber
andererseits als (von Dir wohl kaum beabsichtigte)
Strategie der Verschleierung:
Ob theoretische
Aussagen "attraktiv und vorteilhaft"
gefunden werden, ist eine Sache; ob sie Sinn oder
Wahnsinn enthalten, eine ganz andere. Viele Leute
fanden den Faschismus attraktiv und vorteilhaft...
Objektiv (in Wirklichkeit) beleidigst Du sogar HvSch
und be-streitest seine Existenzberechtigung als
"Antipädagoge", wenn Du seine Aussagen auf
die gleiche Stufe stellst wie die
Erziehungsideologie. So definierst Du ihn (und mich)
um zum Alternativpädagogen. (Was für HvSch aber
durchaus eine Aufwertung bedeuten könnte.)
Der
angekündigte Beweis ist ganz einfach, setzt aber die
Anerkennung von ein paar der o.g. Regeln voraus.
Kommunikation die beste oft statt Herz zu von Herz
(Körper zu Körper, Seele zu Seele) Worte findet
ohne. Disen thesche Verdes des des Geistes Job absind
er oretider kussiotan. "Endarchinderu!"
("Durcheinander!") Der Silbensalat (den
Wörtersalat vorher konntest Du wahrscheinlich noch
verstehen, d.h. selber in Ordnung bringen) hieß, als
er noch in Ordnung war: Aber theoretische
Diskussionen sind der Job des Verstandes, des
Geistes. Wenn ich Silben- oder gar Buchstabensalat
produziere, weil mir das subjektiv so gefällt, darf
ich mich nicht beschweren, wenn die anderen mich
nicht verstehen, nicht mal verstehen wollen. Das
aber tat HvSch, z.B.: "Es ist einfach
unbefriedigend, wenn unsere Erkenntnisse permanent
auf grundlegende Ablehnung stoßen." (Zu
A. Flitner in WPB
11/1983)
Heute beschwert sich HvSch nicht mehr (meines
Wissens), verweist aber kritisch Rückfragende gern
des Saales, verweigert Antworten, definiert sich als
"Künstler", dessen Bilder man eben möge
oder nicht, sagt "Diskussionen sind
krankhaft" und so ähnliche Sachen.
Auch Du hast mir
geschrieben (Brief vom 5.3.): "H.v.S.
legt sich die Begriffe so zurecht, daß der Mensch
stets seinem Besten folgt. Na und laß
Hubertus doch! Wenn Dir diese seine Grundannahme zu
blöd ist, Du brauchst Dich nicht mit seiner Theorie
auseinanderzusetzen."
Dieses letztere
habe ich jahrelang auch gedacht und entsprechend
gehandelt. Inzwischen wurde mir von vielen Seiten
deutlich gemacht, daß HvSch es geschafft hat, daß
die Leute deshalb auch keine Lust mehr haben, sich
mit meiner Arbeit auseinanderzusetzen. Auf HvSch's
neuere (nicht bloß von anderen abgeschriebene)
"Theorie" ist ja für selbstdenkende Leute
nur noch ein "Antipädagogik? Nein Danke!"
möglich. Denn HvSch produziert (statt Wort-,
Silben-, Buchstabensalat) Gedankensalat.
In diesem Brief
kann ich nicht in Einzelheiten gehen (daran arbeite
ich derzeit auch), aber mit Hilfe Deiner Diplomarbeit
kann ich wenigstens die grundsätzliche Frage
beantworten, in welchem Verhältnis die von mir für
äußerst wichtig erachtete
"anti(psycho)pädagogische Aufklärung" zu
HvSch's "antipädagogischer
Lebensphilosophie" steht.
An bestimmte
Regeln der Sprache habe ich schon demonstrativ
erinnert. Ohne die funktioniert Verständigung (vgl.
"Verstand") schwerlich. Entsprechend ist es
mit einigen Regeln des Denkens, des Geistes, der
Logik. Die gelten nicht "absolut", aber im
Interesse vernünftiger Auseinandersetzung sind sie
allgemeine Übereinkünfte, d.h. sie sind nicht der
subjektiven Willkür unterworfen. Und sie gelten
nicht nur für die Kommunikation, sondern auch bei
der Erkenntnisgewinnung.
Jetzt bitte ich
Dich also, anzuerkennen, daß die Begriffe
"Apfel", "Birne",
"Obst" nicht auf derselben logischen Ebene
stehen. Apfel und Birne stehen auf derselben log.
Ebene, Obst auf einer anderen. Ob man die höher oder
niedriger nennt, ist egal, aber meist nennt man die
Obstebene "höher" und spricht von der
Abstraktionsleiter (auf der z.B. Lebensmittel höher
steht als Obst und Gemüse) bis hin, z.B., zu den
"höchsten Werten". (Dreht man die Leiter
um, heißen sie die "Grundwerte".) Weil
"über/unter" und "höher/tiefer"
von sensiblen Leuten gern emotional beladen wird,
sage ich nur, daß Obst auf einer anderen Ebene steht
als Apfel und Birne. Theorien über Theorien bzw.
Theorien, die Theorien analysieren, vergleichen,
bewerten und gegebenenfalls widerlegen, werden oft
Meta-Theorien genannt. Das klingt, hoffe ich, auch
für Dich neutral genug. Obst ist meta zu Äpfeln,
Birnen und evtl. verfaulten Erdbeeren.
Antipädagogik ist meta zu allen Pädagogiken.
Deshalb habe ich in der AP (dem Buch von 1975) das
Gemeinsame aller Pädagogiken und Erziehungstheorien
herausdestilliert und als Ideologie (d.h. als falsch,
widersprüchlich, (selbst)betrügerisch usw.)
entlarvt. HvSch hat das verstanden und übernommen.
(Nebenbei gesagt: dadurch habe ich mich korrumpieren
lassen und ihn als Freund betrachtet.) AP ist
kritische Theorie, sie ist logisch meta zu den päd.
Theorien. Antipädagogik war ursprünglich und ist
notwendig (aus logischen Gründen) auf der Obstebene
angesiedelt, wenn die diversen päd. Theorien als
Äpfel, Birnen usw. fungieren.
Diese Meta-Ebene
hat HvSch bald wieder verlassen. Sie ist nur geistig
erreichbar, nicht mit dem "Herzen". HvSch
wurde (was ich leider erst kürzlich in voller
Tragweite erkannte) vom Aufklärer zum Sektengründer
und Guru. Daß er sich "Antipädagoge"
nennt, ist dabei nur Mittel zum Zweck. Ich habe mit
dem Unsinn zwar angefangen (Berufsbezeichnung
"Antipädagoge"), aber nur aus Spaß, zur
Provokation, und damit sofort aufgehört, als (1980) Wolfgang Hintes
"Non-direktive Pädagogik" erschienen war.
HvSch aber hat
ganz im Ernst und immer antirationaler eine
"antipädagogische Philosophie" und
"Lebensweise" ausgebrütet und betrachtet
das als Fortschritt. Logisch aber ist das der Schritt
fort von der Meta-Ebene des Obstes hin zu der Ebene
der Äpfel und Birnen. HvSchs
"Weltanschauung" nennt sich zwar
(fälschlich) "antipädagogisch', steht aber
logisch neben allen anderen Weltanschauungen.
Anspruch und Potenz der Meta-Ebene sind aufgegeben.
HvSch hat den Überblick verloren. Er wirbt um
Menschenseelen und -herzen wie jeder andere Guru
auch, aus rein egoistischen Gründen. HvSch
mißbraucht den seriösen Meta-Begriff AP, um auf den
unseriösen "Freundschaft-mit-Kindern
Förderkreis e.V." aufmerksam zu machen, der ihn
materiell und emotional nährt. Er will die Leute
nicht informieren, sondern selektieren nach
ihrer Tauglichkeit und Bereitschaft, ihn als Guru zu
akzeptieren und zu finanzieren. Statt die AP zu
sozialisieren (d.h. möglichst zum Allgemeingut zu
machen), hat er sie privatisiert.
Ich untersuche
diese Entwicklung zur Zeit genauer, aber die
genannten Gründe reichen für mich schon aus,
keinesfalls zu akzeptieren, daß Du mich bzw. meine
Arbeit betr. AP auf die gleiche Ebene stellst wie
HvSch. Dabei geht es nicht um eine (gar meine)
"reine Lehre", sondern schlicht um Vernunft
und Redlichkeit. Ich bin kein besserer Mensch als
HvSch, aber AP ist meta zu seiner
"Philosophie", weshalb die schon gleich mit
einem Etikettenbetrug beginnt. Man kann (logisch)
Äpfel mit Birnen vergleichen, aber nicht Äpfel mit
Obst. Sonst produziert man Gedankensalat, im Falle
HvSch eine private Mischung aus Trivialität und
Wahnsinn. Metaphorisch ziemlich exakt formuliert:
Wenn die AP als
Obst fungiert, ist HvSchs
"Philosophie" teilweise ein Obstkuchen,
hauptsächlich aber ein wurmstichiger Apfelkuchen
oder verschimmelte Erdbeermarmelade ,
obendrein für Leute mit Geschmack (nach deren
massenhafter Auskunft) schlicht ungenießbar. Auf
jeden Fall ist ein Obstkuchen kein Obst, und ein
Apfelkuchen ist das noch weniger. Nur wer mit dem
"Bauch" denkt und bemitleidenswert
ausgehungert ist, kann darauf reinfallen und
"fressen", was ihm da als
"Antipädagogik" verkauft wird. Für alle
anderen wird dieser sinnvolle Begriff
("Obst" AP) zum Brechmittel. (Nur
hat das noch niemand genauer analysiert.)
Die vorstehenden
Urteile muß ich begründen. Deine Diplomarbeit
macht mir das leicht. Sie zeigt mit dankenswerter
Klarheit, wohin HvSchs unausgegorener und
unverdaulicher "Obst"salat, pardon:
Gedankensalat führt. Zitat:
"Das
antipädagogische Menschenbild ist ebenso eine
anthropologische Prämisse wie das pädagogische und
diesem als eine mögliche Sicht vom Menschen
gleichrangig." (S.58)
Kommentar: Dies
ist ein geistiger Taschenspielertrick a la HvSch. Der
folgende Satz (von mir) macht ihn durchschaubar:
"Der
Obstsalat ist ebenso ein Nahrungsmittel wie der
Apfelkuchen und diesem als ein möglicher Nachtisch
gleichrangig." Tatsächlich basiert AP auf
keinem "Menschenbild", sondern auf einer
nicht pädagogisch verzerrten (ideologisierten) Sicht
auf die Realität aller Menschen (jeglichen Alters).
AP konstruiert gerade keine "anthropologischen
Prämissen", sondern ist meta zu diesen. Deshalb
hieß das Buch, in dem ich das Kindermensch-Paradigma
und das Mindermensch-Paradigma als zwei alternative
"Kinderbilder" beschrieb, im Untertitel
"Jenseits von Pädagogik und
Antipädagogik". Merkst Du wirklich nicht, wie
sehr Du Dich von diesem Apfelkuchen-Dilettanten hast
veräppeln lassen? Hier nochmals der Trick:
"Die
Geldgier des Raubmörders ist ebenso ein menschliches
Motiv wie der (im Todesschrei artikulierte)
Lebenswille des Überfallenen und dieser (der
Geldgier des Raubmörders) als einer möglichen
Interpretation der Interessenlage gleichrangig."
(EvB) Der objektive Unterschied zwischen Täter und
Opfer ist wie weggezaubert.
Richtig ist
Deine Aussage: "Schoenebeck versteht die
Antipädagogik als Lebensphilosophie", als
"kulturelle Auswanderung in ein anderes
Land" (S.81). Vielleicht interessiert es Dich,
daß ich HvSch kürzlich meine Vermutung mitgeteilt
habe, bei diesem Land handele es sich in Wirklichkeit
um das "Kinderland" (vgl. sein Titel:
"Gast im Kinderland"). Dort herrscht echte
Gedankenfreiheit, man wird (idealerweise) nicht
verantwortlich gemacht, wenn man unverantwortlich
handelt, man verschwindet, wenn man sich die Augen
zuhält, man hat keine Ader für politische
Dimensionen, logische Zwänge, intersubjektive
geistige Pflichten. Das ist völlig okay. Aber die
Vorschulkinder von HvSchs
"Kinderland" treten nicht als Akademiker
auf, gründen keine Vereine für Sponsoren, faseln
nicht von "Konzepten",
"Theorien", "Philosophie". Und
sollten sie es tun, verbuchen das die Leute unter
"Kindermund", anstatt es gleichrangig neben
die Arbeit seriöser Wissenschaftler zu stellen. (Ein
paar Leute, die HvSch kennen, haben die gen.
Vermutung inzwischen bestätigt; eine Stellungnahme
von HvSch habe ich noch nicht.)
Weiter zu den
Gründen für mein o.g. Urteil. Leider muß ich mich
hier auf wenige Punkte beschränken. Sehr viel
Falsches in Deiner Arbeit wäre zu korrigieren. Aber
ich greife hier nur einige Aussagen von Dir auf, die
ich ausdrücklich als richtig anerkenne.
Die erste
betrifft die "mögliche zukünftige
Annäherung" zwischen HvSch und EvB. Über mich
schreibst Du da:
"Er müßte
die Begriffswelt Schoenebecks ... als nicht
nur in psychischer, sondern auch in gedanklicher
Hinsicht gleichwertig akzeptieren."
(S.89) Genau das werde ich gewiß nicht tun. Genau so
hat auch Frau Dr. Prekop (die Masochistin, die das
kriminelle "Festhalten", die Vergewaltigung
bes. kleiner Kinder, propagiert, damit die auch zu
Masochisten werden) "argumentiert": Komm in
meine Arme, dann wirst du "erneuert" und
endlich "verstehen". Nein Danke!
Dein nächster, den Abschnitt abschließender Satz
lautet denn auch ahnungsvoll: "Damit hätte er
sich allerdings schon in die Nähe von Schoenebecks
Lebensphilosophie begeben." (S.89) Genau. Die
Meta-Position wäre aufgegeben, der Überblick
verloren. Im übrigen lehne ich es ab, etwas
überhaupt nur "Begriffswelt" zu nennen,
was zentrale Regeln des begrifflichen (abstrakten)
Denkens und Formulierens geradezu verhöhnt. Nur ein
Beispiel (aus Deiner Arbeit):
"Antipädagogen
bewerten nichts an sich als schlecht. Sie kommen mit
einem einzigen Schritt ('So will ich sein!') zur
Veränderung." (S.132)
Der zweite Satz
ist in seiner Aussage, bitte verzeih' mir, reiner
Schwachsinn: Bloß weil HvSch sich offenbar ständig
einredet: "Ich liebe mich, so wie ich bin"
(sein Buchtitel) und sich (manche würden das schwer
neurotisch nennen) vormacht, daß er so, wie er
gerade jeweils "ist", auch sein
"will", bloß weil also seine
"Theorie" (zu deutsch: sein Gedankensalat)
erhoffte, geplante, erkämpfte (auch: mißlungene und
bereute) Veränderungen nicht vorsieht, sondern ihm
alles angeblich passiert
("spontan", "authentisch",
"mit einem einzigen Schritt"), kurz (und
damit komme ich zum Subjekt des zweiten Satzes):
bloß weil HvSch Quatsch verzapft, tun das noch lange
nicht alle "Antipädagogen". Indem Du mich
da einbeziehst, darf ich jetzt auch den ersten Satz
als schlichte Falschmeldung bezeichnen. Ich bewerte
vieles an mir als schlecht. Unverfängliches
Beispiel: mein Personengedächtnis. Aussagen wie die
zuletzt zitierte sind nach den Regeln der Logik
bereits durch einen einzigen Gegenbeweis widerlegt.
Warum fällt einem intelligenten Menschen wie Dir
nicht auf, was Du da für einen Unsinn geschrieben
hast? Oder gebrauchst Du absichtlich das Wort
"Antipädagogen" nur als eine Art pluralis
majestatis für Dr. Hubertus von Schoenebeck?
Noch'n Zitat:
"Antipädagogen vernachlässigen es zwar
größtenteils bei ihrer Argumentation, erkennen aber
pädagogische Erziehungsbegriffe und Menschenbilder
als mögliche, reale und gleichberechtigte
Vorstellungen von Erziehung und vom Menschen
an." (S. 137; von "erkennen" bis Ende
bei Dir sogar kursiv geschrieben.)
Kommentar
nochmals: Ich nicht! (Da Du mich ja bei
"Antipädagogen" einbeziehst.) Ich bin
dafür, aus der realen, objektiven, zwingend
beweisbaren Subjekthaftigkeit der Menschen
spätestens ab Geburt die Konsequenz zu ziehen, sie
alle als existentiell gleichberechtigt anzuerkennen.
Ich bin nicht dafür, alle möglichen
"Vorstellungen" dieser Subjekte als
gleichberechtigt anzuerkennen. Vorstellungen sind
keine Subjekte mit verletzlichem Organismus,
leidensfähiger Seele, vitalen Interessen etc.,
sondern sie sind Produkte der Menschen und deshalb
weder gleichberechtigt noch gleichwertig. Ist für
Dich, auf Auto-Ebene, ein flotter Flitzer nicht mehr
wert als ein Haufen Schrott? Würdest Du einem
Architekten trauen, der seine Berechnungen nicht
durch Gegenproben absichert, weil er denkt, alle
Rechenergebnisse seien gleichberechtigt, wie
"falsch" sie in den Augen
"objektivistischer" Banausen auch
nachweislich sind?
Ein
"Antipädagoge", der genau die päd.
Vorstellungen, gegen die sich sein Anti richtet, als
gleichberechtigt neben die seinen stellt, mag sich
als bescheiden empfinden; tatsächlich ist das nur
sein Denkvermögen. Wenn er nicht die Leute, wie z.B.
die Hütchenspieler, absichtlich auszutricksen
versucht, fehlt es ihm objektiv einfach
an Kompetenz. (Bitte widersprich mir, wenn Du
kannst!) Damit komme ich zum Schluß, zu Deinem
"Schluß". Der Schluß Deiner Arbeit
lautet:
"Weder
antipädagogische noch pädagogische Menschenbilder
und mit ihnen die entsprechenden Ideologien und
Konzepte lassen sich wirklich beweisen.
Dementsprechend macht die
pädagogisch-antipädagogische Diskussion dann Sinn,
wenn sie als Austausch zwischen Dialogpartnern
verstanden wird, die ihre jeweilige Wahrheit zu
verkünden haben." (S.144)
Kommentar: Diese
Deine Aussage wäre z.B. zutreffend für Anhänger
unterschiedlicher Offenbarungsreligionen. Für solche
unüberprüfbaren "Wahrheiten" und
dogmatischen "Verkündungen" sind die
meisten heutigen Menschen sich zu schade, und ihre
Kinder erst recht! Nichts gegen einen Dialog zwischen
Apfelsaft- und Kirschsaft-Produzenten (und
-Konsumenten; die unterschlägst Du
bezeichnenderweise). Aber das
"dementsprechend" beruht wieder auf dem
betrügerischen Taschenspielertrick, die AP von der
Obstebene auf die Apfel- und Birne-Ebene zu zaubern.
Da kannst Du gleich noch das pädophile Menschenbild
danebenstellen, das scientologische und und und.
Alles ist gleichrangig, gleichwertig, beliebig.
Nichts ist beweisbar, nichts widerlegbar. (Das hätte
HvSch wohl gern!) Es gibt keine Kriterien und
Maßstäbe, alle Unterschiede sind subjektiv,
Geschmacksfragen. Kein Wunder, daß Du kurz vorher in
einer rückblickenden Zusammenfassung Deiner Arbeit
geschrieben hast (ich zitiere den Absatz vollständig
und ohne Kommentar):
"Was
Schoenebeck und seine Antipädagogik angeht, habe ich
festgestellt, daß es nicht möglich ist, zu seinem
Selbstverständnis und seiner Logik vorzudringen,
ohne das Denksystem objektiver Wahrheiten zu
verlassen. Das durchschlagende Element seiner
Antipädagogik bleibt unverständlich, wenn diese vor
dem Hintergrund objektiv richtiger und falscher
Erkenntnisse beurteilt wird. Weiterhin habe ich
gefolgert, daß, wenn Schoenebecks Gedanken
konsequent weitergedacht werden, es objektiv nicht
feststellbar ist, was Antipädagogik ist und was
nicht bzw. wer antipädagogisch ist und wer
nicht." (S.l42)
Lieber Chr.,
eigentlich hast Du HvSch ja ganz gut durchschaut und
öfters kräftig geohrfeigt. Deshalb wage ich zu
hoffen, daß Du auch an einer Klärung des
Taschenspielertricks bzgl.
"subjektiv/objektiv" (den Du in Deinem
Brief mit dem Wort "schizophren" in
Verbindung brachtest) interessiert bist. Ich bin
gerade dabei, diesen Trick zu entlarven, wollte Dir
aber die Ehre geben und diesen Brief vorziehen.
Um
Mißverständnisse zwischen uns zu vermeiden: Gurus
sind Menschen, Subjekte, wie Wissenschaftler. Alle
Aussagen von Menschen sind subjektiv motiviert, aber
das beschreibt nur ihre Quelle, nicht ihren Inhalt,
ihr Thema, ihren Geltungsanspruch, Wahrheitsgehalt
usw. Zum zweiten sind Aussagen von Menschen mehr oder
weniger perspektivisch (oder auch konstruktivistisch)
"eingefärbt". Gerade deshalb müssen
Aussagen, deren Inhalte andere Menschen, objektive
Sachverhalte, Theorien etc. betreffen, überprüfbar
sein; gerade deshalb gibt es Kriterien, um Wahrheit
von Lüge zu unterscheiden (z.B. Beweise und
Gegenbeweise) etc. pp. Wer lügt, steht deshalb nicht
unter dem, der nicht lügt; sie haben beide ihre
subjektiven Gründe. Aber ihre Aussagen sind nicht
gleichwertig. Wer jemandem den objektiv falschen Weg
zum Bahnhof zeigt, führt in die Irre. Vielleicht
findet der Genasführte auf dem objektiv falschen
Weg subjektiv das Glück seines Lebens, aber die
Auskunft war doch falsch und von den Folgen her
gesehen vielleicht "richtig" (für das gen.
Glück), aber dann wäre die gegenteilige Auskunft
"falsch" gewesen, wiederum jedenfalls nicht
gleichwertig. Auch "richtig" und
"falsch" wird oft auf verschiedenen Ebenen
gebraucht, und wer die Regeln, mit deren Hilfe diese
Ebenen unterschieden werden können, nicht akzeptiert
oder nur nicht einhält, ist selbst Opfer seiner
Verwirrtheit, oder er verwirrt andere mit Absicht.
Jedenfalls ist er kein Aufklärer. Ich denke
(subjektiv), HvSch ist ziemlich genau so ein
"Antipädagoge", wie die Figuren, von denen
man manchmal hört die von kräftigen Leuten
in weißen Kitteln betreut werden ,
tatsächlich, nur weil sie das behaupten und
vielleicht sogar ehrlich glauben, Jesus oder Napoleon
sind. (Ich erinnere Dich an Deine Bemerkung über
HvSchs AP: "Diese akzeptiert keine der
subjektiven Einbildung überlegene Realität."
(S.130)
Ich bitte Dich,
mich zu verstehen. Vor ziemlich vielen Jahren (das
AP-Buch hat mich zehn Jahre Arbeit gekostet, als
Nichtakademiker, Hilfsarbeiter) bin ich angetreten
(anläßlich meiner eigenen Vaterschaft), die extrem
schädliche Erziehungsideologie zu entlarven. Viel zu
lange habe ich später gezögert (und das finde ich
falsch von mir; meine dem zugrundeliegenden
Schwächen finde ich schlecht an mir), viel zu lange
habe ich gezögert, den Irrsinn, den HvSch verzapft,
ebenso klar zu entlarven. Aber damit (mit dem
Zögern) ist jetzt Schluß.
Zur Erinnerung:
AP ist als kritische Theorie meta zu den Theorien,
die sie analysiert und dem Anspruch nach widerlegt.
Meta-Theorien sind nichts Besseres als ihre
'Objekte, sie stehen nur nicht auf gleicher
log. Ebene. AP und Päd. konkurrieren nicht
miteinander, sondern AP hängt völlig von Päd. ab.
Würde Päd. ihre von AP aufgezeigten Widersprüche
auflösen, wäre AP gegenstandslos, hinfällig. Sie
hätte ihren Zweck erfüllt.
Zur Ergänzung:
Aus diesem Zusammenhang ergibt sich zweierlei. 1.
muß AP Päd. ständig zur Rechenschaft ziehen,
solange Päd. die aufgedeckten Widersprüche nicht
bereinigt. 2. AP ist grundsätzlich beweispflichtig
gegenüber Päd., AP muß rational nachvollziehbar
beweisen, was an Päd. falsch ist. Bei beiden Punkten
ist natürlich vorausgesetzt, daß die Analysen der
AP stimmen. Päd. hat immer die Chance, ap Kritik mit
stichhaltigen Gründen zu entkräften. Gerade weil
diese Auseinandersetzungen durch Menschen geführt
werden, die selbst einmal Kinder waren, sind sie so
kompliziert, emotional belastet, langwierig und
verlangen besondere Bemühungen um Objektivität,
damit die Ergebnisse allen Subjekten gerecht werden.
Das wirre Zeug, das HvSch immer rechthaberischer
absondert (z.B. seine Behauptung allgemeiner
Unfehlbarkeit, das Beharren zumindest auf seiner
eigenen), die vielen Wahnideen, d.h. Denkfallen, die
er sich selbst gestellt hat, seine (ich fürchte:
unheilbare) Egomanie, im Grunde alles, was HvSch seit
mind. zehn Jahren in der Öffentlichkeit treibt,
hintertreibt unsere ursprünglich gemeinsame Sache,
indem es verhindert, daß sich vernünftige Leute
überhaupt noch für AP interessieren, wenn sie
seinen Etikettenschwindel nicht durchschauen.
Wie es dazu
kommen konnte, untersuche ich derzeit näher, weil
viele Menschen meinen, HvSch würde sich nur
unglücklich ausdrücken. Das Ganze hat aber System
und ist leider wie ich auch selbst erst nach
der Lektüre der "Guru-Papers" von Kramer/Alstad
begriffen habe wirklich höchst unanständig.
Zur Sicherheit:
Ich revidiere meine Urteile mit Begeisterung, wenn
mir dafür von irgendwem Gründe gezeigt werden.
Lieber Chr.,
Deine
Schlußfolgerung über HvSch, daß es objektiv (also
hier wohl: von außen betrachtet) "nicht
feststellbar ist, was Antipädagogik ist und was
nicht", ist für mich die geistreichste
Bemerkung über diesen "Antipädagogen",
die ich je gelesen habe. Ich werde sie sicher oft
zitieren (nicht polemisch, sondern weil sie wirklich
klug und wahr ist!). Ich finde, Du kannst stolz auf
diese Entdeckung sein, und ich würde Dich gerne
namentlich als Urheber nennen (auch in einem Buch).
Einverstanden?
Ich bin sehr
gespannt, von Dir zu hören. Und ich hoffe, Du kannst
ein bißchen verstehen, daß gerade die Richtigkeit
Deiner Entdeckung/Bemerkung mich dazu veranlaßt,
energisch tätig zu werden, damit ich mich nicht noch
länger fragen muß, wofür ich eigentlich die ganzen
Jahre arbeite.
Mit freundlichen
Grüßen,
Dein
Ekkehard von
Braunmühl
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